Vergissmeinnicht

Freundlich blüht an stiller Quelle
in des Mondes Silberlicht
eine Blume, zart und helle
o verkenn dies Blümchen nicht.

Schimmernd wie des Aethers Bläue
Wenn ihn kein Gewölk umflicht
Ist es ein Symbol der Treue
Das zum Herzen tröstend spricht.

Mild wie deiner Augen Sterne
wie verklärter Unschuld Licht
ruft es warnend aus der Ferne
o vergiss, vergiss mein nicht.

Wenn der Trennung Zähren fließen
folgsam dem Gebot der Pflicht
soll es deinem Pfad entsprießen
bittend. Ach vergiss mein nicht.

Doch geliebte Seele höre
Was aus jedem Blättchen spricht
Ach sein Tau ist eine Zähre
Und sie seufzt: Vergiss mein nicht.

Text von K. Müchler, 1806, Musik von F. H. Himmel – Als der Großvater die Großmutter nahm (1885)*.


*Als der Grossvater die Grossmutter nahm (ein Liederbuch für altmodische Leute) erschien erstmals im Oktober 1885 im Insel-Verlag in Leipzig. Es enthält auf mehr als 540 Seiten die Texte von zahlreichen deutschen Volksliedern und volkstümlichen Liedern und einen ausführlichen Teil mit Anmerkungen zu den Autoren und der Herkunft der Lieder. 922 erschien es in der fünften, veränderten Auflage. Herausgegeben wurde es von Anton Kippenberg und Friedrich Michael.