Wie ernst und still ist es in Feld und Wald.
Die Nebel hängen grau und tief und kalt.
Früh geht die Sonne schon zu Bett – ganz sacht,
und morgens schläft beinah sie bis um acht.
Den ganzen Tag steht oft sie wie im Traum.
Sie sieht nicht Feld und Wald, nicht Busch und Baum.
Die Wolken hüllen sie in Schleier dicht,
seht doch ihr bleiches, müdes Angesicht.
O zeig uns doch dein herrlich Leuchten wieder!
Doch Regentropfen rinnen dicht hernieder,
als wollten Erd‘ und Himmel sich vereinen.
Sollt‘ Mutter Erd‘ wohl heimlich leise weinen?
Die Bienen summen nur noch leis‘ – ganz leis‘,
und nur der alte Bienenvater weiß,
dass sie in warmer Traube sich verbinden,
Vereint den kalten Winter überwinden.
Gönnt ihnen gern die wohlverdiente Ruh‘,
deckt jedes Volk warm und behaglich zu.
Horcht, wie sie flüstern leise, wie im Traum,
von neuer Blütenpracht im weiten Raum.
Sie sind das höchste Glück für ihn auf Erden.
Er wird zu pflegen sie nie müde werden,
damit sie hungern nicht und frieren brauchen.
Erst dann wird er in Ruh‘ sein Pfeifchen rauchen.
Der Herbst zeigt sich mittlerweile immer mehr von seiner ungemütlichen Seite. Das bunte Farbenspiel neigt sich dem Ende zu und in den Wäldern und auf den Wiesen wird alles graubraun. Nebel und graue Regenwolken legen sich über das Land und die Tage werden immer kürzer. Mittlerweile ist es weniger als neun Stunden am Tag hell und der Mensch so wie das Tier versetzt sich in Rückzugsstimmung. Mit den kühlen Temperaturen ziehen sich auch die Bienen in ihre Behausung zurück. Wie oft angenommen wird halten sie jedoch keinen Winterschlaf, sondern sind innerhalb ihres Bienenstocks putzmunter und damit beschäftigt sich eng aneinander zu kuscheln und gegenseitig zu wärmen. Sie bilden eine sogenannte Wintertraube, ein kugeliges Gebilde aus tausenden Bienenkörpern in deren Zentrum sich die Königin befindet.
Bei folgendem Text von Wolfgang Ritter wird die Bildung der Wintertraube ausführlich erklärt:
„Bei einer Umgebungstemperatur von 14–18 °C beginnt das Bienenvolk eine Traube zu bilden. Im Traubenkern mit relativ geringer Bienendichte können sich die Bienen frei bewegen. Darum herum bilden sie bei weiter sinkender Umgebungstemperatur eine dichter werdende Schale, in der die Bienen je nach Temperatur unterschiedlich angeordnet sind: Ruhig sitzende Bienen mit dem Kopf nach oben und dicht sitzende Bienen mit dem Kopf nach innen. Im Innern der Traube liegt die Temperatur zwischen 25 und 35 °C, während sie an der Traubenoberfläche 9–10 °C beträgt. Die Thermoregulation ist ganz auf die Traubenoberfläche ausgerichtet. Dort darf die Temperatur nie unter 9 °C sinken, da sonst Bienen abfallen und erstarren könnten. Wenn die Außentemperatur fällt, ziehen sich die Bienen der Schale enger zusammen, wodurch die Temperatur im Kern weiter ansteigt und Wärme nach außen abgegeben wird. Sobald die Bienen sich nicht weiter zusammenziehen können und die Temperatur an der Oberfläche unter den Sollwert sinkt, beginnen die Bienen im Innern Wärme zu produzieren. Die Zahl der Heizbienen und die Heizstärke nehmen von innen nach außen ab. Außen sitzen vorwiegend passive Bienen, die vornehmlich mit ihrem Körper isolieren. Nur im Notfall beginnen auch sie zu heizen. Da im Gegensatz zu einem gleichwarmen höheren Organismus das Gehirn als regelndes Zentrum fehlt, müssen andere Möglichkeiten der Kommunikation im Bienenvolk bestehen. Der Informationsaustausch zwischen Kern und Schale kann rein mechanisch erfolgen, wenn die Bienen in der Schale bei sinkenden Temperaturen unruhiger werden oder durch Ein- oder Auswanderung eine erhöhte Wärmebildung ausgelöst wird. Bei geringem Absinken der Umgebungstemperatur fließt mehr Wärme ab und die Temperatur im Kern sinkt, was die Bienen dort zu einer erhöhten Wärmebildung anregt. Dies scheint in den einzelnen Wabengassen unabhängig voneinander, aber doch in irgendeiner Weise koordiniert abzulaufen. Die Temperatur an der Oberfläche der Traube sinkt selbst bei Umgebungstemperaturen von -4 °C nicht unter 9 °C. Im Zentrum der Traube liegt die Temperatur im brutlosen Zustand über 20 °C und sobald Brut aufgezogen wird über 30 °C.”
Wenn man im Winter sein Ohr von außen an einen Bienenstock hält, ist ein leises gleichmäßiges summen zu hören. Die Bienen benutzen ihre Flugmuskulatur zum Heizen, durch Muskelzittern produzieren sie Wärme und die Honigvorräte bzw. das Winterfutter liefert die notwendige Energie. Das kleine Ökokraftwerk „Bienenvolk“ produziert so viel Wärme, dass es selbst im härtesten Winter überleben kann.
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